»Bitt gar schön um einen Allerheiligenstriezel!«: ein alter Brauch ganz aktuell

Striezel sind heutzutage etwas alltägliches geworden. In den Supermärkten findet man sie das ganze Jahr über in den unterschiedlichsten Größen und Ausführungen: mit oder ohne Rosinen, mal mit Hagelzucker, mal mit Mandelsplittern – oder gar ganz ohne. Der Striezel hat sich zu einem beliebten Gebäck zum Frühstück oder zum Nachmittagskaffee entwickelt.

Eigentlich aber erinnert er an Zeiten, in denen es üblich war, dass weniger Begüterte zu Allerheiligen einen Striezel – eine Brotspende – erhielten. Schon der steirische Heimatdichter Peter Rosegger berichtet über den alten Brauch des Allerheiligenstriezels. Er schildert wie der Brauch im 19. Jahrhundert in der Steiermark abgelaufen ist: Schon ein paar Tage vor Allerheiligen wurde in den Bauernhäusern begonnen, die Striezel zu backen. Mehrere hundert Brote wurden vorbereitet. „Am Vorabend des Allerheiligenfestes nun ziehen die Armen in ganzen Familien scharenweise von Haus zu Haus, von Ort zu Ort, und jedes hat seinen Sack oder seinen Korb (…) Sie kommen ins Haus, sie stehen an der Türschwelle, sie grüßen mit dem vielstimmigen Ruf ‚Bitt gar schön um einen Allerheiligenstriezel!’“. Die „Striezelbettler“ wurden von den Bauern mit Freude willkommen geheißen, denn eine große Anzahl von Heiligenstriezelsammlern galt als Vorbote eines gesegneten Jahres. Jedes „Vergelt’s Gott, Allerheiligen“ sei, so der Glaube, für das Kornfeld mehr wert als ein guter Dünger.

Die wohl bekannte Form des Allerheiligenstriezels geht auf antike Trauerkulte zurück. Man schnitt sich das Haar, welches man vorher zu einem Zopf geflochten hatte, ab und verlieh so seiner Trauer Ausdruck.

Heutzutage werden zu Allerheiligen vielerorts Patenkinder mit den süßen, selbst gebackenen Striezeln beschenkt.  Dabei werden beim Flechten des Striezels Glück- und Segenswünsche miteingeflochten. Im Brauchtum hielt sich lange der Glaube, dass der Striezel böse Geister abwehre. Wenn ein Striezel nicht aufging oder verzogen war, sollte das – so der Aberglaube – Unheil für das nächste Jahr bedeuten.

Natürlich darf ein ein Rezept für den köstlichen Allerheiligenstriezel nicht fehlen:


Zutaten für zwei Striezel

1 kg Weizenmehl
gestr. EL Salz
ca. 400 ml Milch lauwarm
50 g Germ
100 g Zucker
150 g Butter flüssig oder Öl
2 Dotter
geriebene Zitronenschale
100 g Rosinen
Öl zum Befetten des Bleches
versprudeltes Ei zum Bestreichen
evt. Hagelzucker zum Bestreuen

Zubereitung vom Allerheiligenstriezel

Für dieses Rezept die Germ in der lauwarmen Milch auflösen, eine Prise Zucker hinzugeben und etwas stehen lassen. Die Milch darf dabei nicht zu heiß sein, denn sonst verliert die Germ ihre Wirkung!

Das Mehl mit dem Salz in eine große Schüssel geben und vermischen. Die Dotter, den Zucker, die flüssige Butter und die Zitronenschale zur Milch hinzugeben und gut versprudeln, zum Mehl geben und verkneten. Den Germteig kräftig durchkneten, die Rosinen erst zum Ende hin untermischen und noch einmal gut kneten.

Den Striezelteig an einen warmen Ort stellen, mit einem Geschirrtuch zudecken und ca. eine halbe Stunde „gehen lassen“. Noch einmal zusammenkneten und etwas ruhen lassen. Nun den Striezelteig halbieren und jede Hälfte in vier gleich große Stücke teilen. Wer das Striezel flechten auch mit sechs Strängen schafft, teilt den Teig in sechs Stücke. Diese Teiglinge werden „rund geschliffen“, dabei wird mit leichtem Druck der Teig mit der Hand auf einem leicht bemehlten Brett gerollt, bis daraus eine Kugel mit glatter Oberfläche entsteht.

Jedes Teigstück nun zu einem länglichen Strang ausrollen und jeweils aus vier beziehungsweise sechs Strängen einen Striezel flechten. Für den zweiten Striezel gleich vorgehen.

Die beiden Striezel nebeneinander auf ein befettetes Blech legen, mit dem Geschirrtuch zudecken und nochmals eine halbe Stunde aufgehen lassen. Den geflochtenen Zopf mit Ei bestreichen, dadurch bekommt der Allerheiligenstriezel einen schönen Glanz, bei Bedarf mit Hagelzucker bestreuen und im Backrohr bei 170° C in etwa 35 Minuten backen.

Tipp: Anstatt Hagelzucker passen auch gut Mandelblättchen!

(Rezept wurde der Seite steirische-spezialitaeten.at entnommen)

 

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