Heilige des Monats April 2022: »Hl. Katharina von Siena«

Die »Heilige des Monats April« ist die heilige Katharina von Siena. Ihren Gedenktag feiert die Kirche am 29. April.

Katharina wurde als 24. Kind des wohlhabenden Pelzfärbers Jacopo di Benincasa und seiner Frau Lapa di Puccio di Piagente geboren; ihre Zwillingsschwester starb kurz nach der Geburt. Es war eine Zeit der Bürgerkriege, Machtkämpfe und Familienfehden; der Papst residierte in Avignon, der Adel unterdrückte das Volk. Mit sechs Jahren hatte Katharina ihre erste Vision mitten auf der Straße: sie sah Jesus Christus im Ornat des Papstes, umgeben von Petrus, Paulus und Johannes. Mit sieben Jahren legte sie das Gelübde der Jungfräulichkeit ab. Schon als Kind lebte sie asketisch. Schon mit zehn Jahren hatte sie Kontakte zum Dominikanerorden, dem ihr Vetter Tommaso della Fonte beigetreten war. Im Alter von zwölf Jahren sollte sie heiraten, weigerte sich aber, was ihr besonders die Mutter übel nahm. Der Zwist mit der Mutter endete nach drei Jahren, als der Vater über Katharinas Kopf eine weiße Taube schweben sah und daraufhin bestimmte, man solle sie in Ruhe lassen. Als ihr Gesicht durch Pockennnarben entstellt wurde, lebte sie nur noch zurückgezogen zu Hause. Sie ernährte sich von Kräutern und Wasser, fastete wochenlang, betete und übte sich im Schweigen, geißelte sich blutig und schlief wenig.

1363 trat Katharina in ihrer Heimat gegen den Willen ihrer Eltern in den Dritten Orden der Dominikaner ein, die wegen ihres langen schwarzen Umhanges „Mantellaten“ genannt wurden, und lebte zunächst weiter in asketischer Strenge gegen sich selbst äußerst zurückgezogen. Sie lernte Brevier und Heiligenleben zu lesen. Ihre radikale Gottsuche faszinierte andere Männer und Frauen, Laien und Religiöse, die sich ihr anschlossen. Nach einer Vision gab sie ihr zurückgezogenes Leben auf und widmete sich mit äußerster Hingabe in der Pflege von Kranken und Armen im Ospedale della Scala und im Leprosenheim San Lazzaro. In einer mystischen Vision erlebte sie 1367 ihre Vermählung mit Christus und tauschte ihr Herz mit ihm; den Ehering sah sie ihr Leben lang an ihrem Finger. Mit inständigen Gebeten erflehte sie für ihre Eltern die Lösung aus dem Fegefeuer und nahm Peinigungen auf sich. Legenden berichten, wie sie bei einer Teuerung Brot aus dem als verdorben geltenden Mehl buk und damit ihre Umgebung ernähren konnte. Mit einigen ihrer Anhänger zog Katharina nun durchs Land. Als im Städtekrieg 1368 zwei ihrer Brüder gefangen genommen wurden, erreichte Katharina deren Freilassung. 1370 erlebte sie Ekstasen und den mystischen Tod in der Nachfolge Christi. Um eine umfassende Reform der Kirche zu erreichen, schrieb sie Briefe an hochgestellte Persönlichkeiten, die sie mitunter drei verschiedenen Sekretären gleichzeitig diktierte. 1373 unterstützte sie den – weithin erfolglosen – Aufruf von Papst Gregor XI. zu einem Kreuzzug. 1374 musste sie ihr ungewöhnliches Verhalten und auch ihre Visionen vor dem Generalkapitel der Dominikaner an Santa Maria Novella in Florenz rechtfertigen, konnte jedoch alle Bedenken ausräumen und durfte fortan in offiziellem Auftrag der Kirche reisen und predigen. Als geistlicher Führer wies ihr das Generalkapitel des Ordens Raimund von Capua zu, der später auch ihre Biografie verfasste. Katharina arbeitete weiter hingebungsvoll für Arme und Kranke in Siena. Bei der Pflege von Pestkranken – darunter ihr Beichtvater Raimund von Capua – steckte sie sich 1374 an, ließ sich aber nicht von ihrem Tun abhalten. Einem frierenden Bettler gab sie eines Tages ihren Mantel; kritisiert, dass es unschicklich sei, ohne Mantel auf die Straße zu gehen, antwortete sie: „Ich will mich lieber ohne Mantel als ohne Liebe finden lassen.“ Den Verfall der Integrität des Klerus kritisierte Katharina nachhaltig: „Was Christus am Kreuz erwarb, wird mit Huren vergeudet!“ Sie scheute sich nicht, den „Herren der Kirche im Namen Gottes den Tod zu wünschen“.

Bewunderung weckten Katharinas Briefe zu spirituellen Fragen. Immer mehr Mystiker, Fromme, Geistliche und Laien, Männer und Frauen, scharten sich um sie, sie fühlten sich als „famiglia“, „Familie“, Katharina wurde von ihnen „mamma“, „Mutter“ genannt. Am 1. April 1375 erfolgte vor einem Kreuz in Pisa ihre Stigmatisierung: auf wunderbare Weise erscheinen an ihrem Körper die Wundmale Jesu; bis zu ihrem Tod waren sie allerdings nur für Katharina selbst zu erkennen. 1376 reiste Katharina zusammen mit Raimund von Capua nach Avignon, um dort bei Papst Gregor XI. Fürsprache für die im Krieg mit dem Papsttum befindlichen und vom Papst gebannten Florentiner einzulegen. Zwar scheiterte diese Mission, doch war sie wohl daran beteiligt, dass der Papst noch im selben Jahr nach Rom zurückkehrte. In ihren insgesamt 14 Briefen an den Papst ermunterte sie außerdem zum Aufruf zu einem Kreuzzug und zur Kirchenreform unter dem Gesichtspunkt der Rückkehr zur Reinheit und Armut der Ursprünge; der Korruption eines Großteils der Hierarchie müsse ein Ende gemacht werden, Kardinäle und Klerus sollten sich mehr um die Seelsorge kümmern. Auf der Rückreise gelang es ihr, in Varazze die Pestepidemie zu beenden; zum Dank dafür wurde eine der Heiligen Dreifaltigkeit geweihte Kirche errichtet, das heutige Santuario di Santa Caterina.

Katharina begab sich wieder nach Siena, begann wieder zu meditieren und sich um die Hilfsbedürftigen zu kümmern. 1377 gründete sie in der Festung Belcaro bei Siena, die ihr von einem Mitglied der „Famiglia“ geschenkt worden war, ein Reformkloster für Frauen und reiste im Auftrag von Papst Gregor XI. zu Friedensverhandlungen nach Florenz. Nach der Wahl von 1378 unterstützte sie den nach umstrittener Wahl neuen Papst Urban VI. und seine Reformideen, zudem vermittelte sie den Friedensschluss mit Florenz. Im selben Jahr brach das Abendländische Schisma aus. Katharina ging wieder nach Rom, um beim Papst für die Einheit der Kirche einzutreten und verfasste Briefe an Adressaten in ganz Europa mit Werbung für die Unterstützung des rechtmäßigen Papstes.

Die letzten Jahre ihres Lebens musste Katharina das Scheitern ihrer in Papst Urban gesetzten Hoffnungen auf Kirchenreform erleben; ihre Briefe bezeugen nun ihre Gefühle der Ohnmacht und Verzeiflung angesichts der gespaltenen Kirche. Katharina ernährte sich nur noch von der Eucharistie; auch durch das jahrelange Fasten konnte ihr Magen keine Nahrung mehr aufnehmen. Ihr körperlicher Zustand verschlechterte sich, unter Schmerzen siechte sie monatelang dahin. Sie starb nach mancher Überlieferung in der Peterskirche in Rom, wohin sie sich noch täglich geschleppt habe; tatsächlich war ihr Sterbezimmer aber ein Raum im heutigen Palazzo Santa Chiara; dieser wurde samt seiner Mauern 1630 ins nahe Dominikanerkloster übertragen; dort wurde er hinter der Sakristei der Kirche Santa Maria sopra Minerva orignalgetreu als Kapelle wieder aufgerichtet. Katharinas letzten Worte waren „Sangue, Sangue“, „Blut, Blut“.

Katharinas Leichnam ist in der Dominikanerkirche Santa Maria sopra Minerva in Rom in einem Glasschrein aufbewahrt. Ihr Körper war, als er 1430 exhumiert wurde, noch immer unversehrt. Mit päpstlicher Erlaubnis wurde der Leichnam zerteilt, um Reliquien zu erhalten; dies wurde zum letzten Mal 1855 wiederholt, als ihre Überreste noch immer erstaunlich gut erhalten waren. In der Basilika San Domenico in Siena werden in einem Marmor-Ziborium ein in Silber gefasster Finger und der Kopf der Heiligen aufbewahrt; die Reliquie ihres linken Fußes bewahrt die Dominikanerkirche Santi Giovanni e Paolo in Venedig. Katharina hinterließ etwa 380 von ihr zwischen 1370 und 1380 diktierte Briefe, das um 1378 diktierte „Libro della divina dottrina“, „Buch der göttlichen Lehren“, und 26 von ihren Schülern aufgeschriebene Gebete. Ihre Schriften sind von einzigartiger Mystik über den Bräutigam Jesus Christus und seines Blutes geprägt; dahinter steht der stete Verweis auf das göttliche Erlösungswerk. Ihre Visionen vom blutigen Opfertod Christi sind drastisch, damit soll die erlösende Liebe umso deutlicher werden.

Katharina gilt in Italien als „die größte Frau der Kirchengeschichte“. Erhalten sind 381 ihrer Briefe als Zeugnisse mystischer Theologie. Als ihr literarisches Hauptwerk gilt das 1378 vollendete, zwischen 1472 und 1475 gedruckte Traktat „Libro della divina provvidenza“, „Buch über die göttliche Vorsehung“, auch „Il dialogo“, „Dialog“, genannt. In dieser Schrift richtet Katharinas Seele vier Bitten an den Herrn: um die Gnade der Buße für sich selbst, um die Reform der Kirche, um den Frieden in der ganzen Welt und v. a. zwischen den Christen; dass die göttliche Vorsehung sich aller Menschen annehme. In der Geschichte der Kirche nimmt Katharina eine besondere Rolle ein, da sie als Frau zur Ratgeberin von Päpsten wurde. Ihr Wirken für die Rückkehr des Papstes nach Rom ist nur mit demjenigen von Birgitta von Schweden vergleichbar. Die wichtigsten Zeugnisse über ihr Leben sind – abgesehen von ihren eigenen Werken – die von Raimund von Capua 1385 bis 1389 verfasste „Legenda maior“, „große Legende“ und die von Tommaso Caffarini Anfang des 15. Jahrhunderts geschriebene „Legenda minor“, „kleine Legende“.

Katharinas Heiligsprechung erfolgte am 29. Juni 1461 durch Papst Pius II., die Ernennung zur Schutzpatronin Roms am 8. März 1866 durch Papst Pius IX., die zur Patronin Italiens am 18. Juni 1939 durch Papst Pius XII. und die zur Kirchenlehrerin 4. Oktober 1970 durch Papst Paul VI. 1999 wurde sie von Papst Johannes Paul II. zusammen mit Birgitta von Schweden und Edith Stein zur Schutzheiligen Europas erklärt.

Sie ist Patronin von Europa, Italien, Rom und Siena; der Krankenschwestern, Wäscherinnen und Pfarrsekretärinnen; der Sterbenden, der Laien im Dominikanerorden; für Vorsorge gegen Feuer; gegen Kopfschmerzen und Pest

(Quelle: heiligenlexikon.de)


Gebet zur hl. Katharina von Siena

Guter Gott, du hast der heiligen Katharina von Siena eine tiefe Liebe zur Kirche geschenkt. Aus dieser Liebe heraus fand sie zu den rechten Worten und Taten, deine Kirche zu erneuern. Lass auch uns so reden und handeln, dass deine Gegenwart unter uns sichtbar wird. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

(Tagesgebet aus dem Messbuch)