Heilige des Monats August: >>Heilige Edith Stein<<

Edith Stein, jüngstes von elf Kindern jüdischer Eltern, war Tochter eines wohlhabenden Holzhändlers. Im Alter von 15 Jahren verließ sie sie Schule, verabschiedete sie sich von ihrem traditionell-jüdischen Kinderglauben und bezeichnete sich dann als Atheistin. Nach einjährigem Aufenthalt bei ihrer Tante in Hamburg konnte sie ihre Krise beenden, kehrte nach Breslau zurück und legte ihr Abitur ab. Sie studierte dann ab 1911 Psychologie, Philosophie, Germanistik und Geschichte in Göttingen und Breslau. 1915 arbeite sie als Freiwillige in einem Lazarett des 1. Weltkrieges, 1916 promovierte sie summa cum laude bei Edmund Husserl an der Universität in Freiburg über das Thema Einfühlung und wurde Assistentin des berühmten Philosophen; als jüdischer Frau verwehrte man ihr aber die Habilitation.

Am 1. Januar 1922 konvertierte Edith Stein nach der Lektüre der Biografie der Theresa von Ávila zur katholischen Kirche, ließ sich in der Kirche St. Martin in Bad Bergzabern taufen und wollte Nonne werden; ihr geistlicher Führer, der Erzabt des Klosters Beuron, empfahl ihr aber ein weiteres Wirken in der Welt. Sie war ab 1923 als Lehrerin an der Schule der Dominikanerinnen im Magdalenenkloster in Speyer tätig und setzte sich in Reden und Schriften für die Emanzipation der Frauen ein. Zwischen 1928 und 1933 hielt sie sich häufig zu stillen Tagen im Benediktinerkloster in Beuron auf.

1932 wurde Edith Stein Dozentin am Lehrstuhl für wissenschaftliche Pädagogik in Münster; nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verließ sie 1933 das katholische Institut, um dessen Leitung und die Mitarbeiter nicht in Gefahr zu bringen.

Im Oktober 1933 konnte sie in Köln ins Kloster der Karmelitinnen eintreten und nahm den Ordensnamen Teresia Benedicta vom Kreuz an. Im Nachdenken über die Nachfolge Jesu entwickelte sie ein neues Bewusstsein auch über ihre jüdischen Wurzeln. 1937 stellte sie ihre philosophisch-theologische Schrift Endliches und ewiges Sein – Versuch eines Aufstiegs zum Sinn des Seins vor. Im Jahr der großen Judenpogrome 1938 legte sie ihre Gelübde ab. Mehrfach versuchte sie ab 1933, Papst Pius XI. zu einer Stellungnahme gegen Antisemitismus und Pogrome der Nazis zu bewegen. Schon im April 1933 hatte sie dem Papst geschrieben: Wir alle, die treue Kinder der Kirche sind und die Verhältnisse in Deutschland mit offenen Augen betrachten, fürchten das Schlimmste für das Ansehen der Kirche, wenn das Schweigen noch länger anhält.

Anlässlich der Volksabstimmung zum Anschluss Österreichs 1938 wurde die jüdische Abstammung von Teresia Benedicta offenbar; die Priorin ihres eigenen Klosters verriet den Nazis, dass sie jüdischer Abstammung ist. Deshalb floh sie am 31. Dezember 1938 vor den Nationalsozialisten ins Kloster nach Echt in den Niederlanden. Im selben Jahr noch verfasste sie ihr Testament mit der Erklärung ihrer Hingabe an das Kreuz Jesu, das zu tragen sie für ihre Kirche und ihren Orden, für das jüdische Volk und für Deutschland sowie alle, die mir Gott gegeben mit jeglicher Todesart bereit sei. Bei einer Polizeiaktion gegen Juden, die zum Christentum konvertiert waren, wurden Teresia Benedicta vom Kreuz und ihre Schwester Rosa am 2. August 1942 in Echt verhaftet – wohl ein Racheakt gegenüber der katholischen Kirche, weil deren Bischöfe eine Woche vorher in den Kirchen der Niederlande ein Protestschreiben gegen die nationalsozialistischen Besatzer hatten verlesen lassen. Ihre Schwester Rosa lebte seit dem Tod der Mutter 1936 als ständiger Gast und Tertiarin im Karmeliterkloster in Echt und arbeitete dort an der Pforte mit. 

Am 7. August wurde Teresia Benedicta vom Kreuz nach Auschwitz – dem heutigen Oświęcim – verschleppt und dort zusammen mit ihrer Schwester sofort in der Gaskammer ermordet. Komm, wir gehen für unser Volk, sagte sie dabei zu Rosa. Auf die zuvor mögliche Flucht in die Schweiz hatte sie verzichtet, weil diese nur ohne ihre Schwester möglich gewesen wäre.

Das katholische Gotteslob enthält die Vertonung des Stein-Gedichtes Erhör, o Gott, mein Flehen (GL 439). 1999 wurde ein Edith-Stein-Denkmal vor dem Priesterseminar in Köln errichtet, 2006 eine Skulptur in einer der letzten freien Außenkonchen des Petersdomes in Rom aufgestellt und von Papst Benedikt XVI. geweiht. Sie zeigt Edith Stein, die eine Torarolle und ein Kreuz hält, wobei das Kreuz die Torarolle überragt. auf der in hebräischen Buchstaben Schema Jisrael, Höre, Israel steht. In Echt wurde ein Edith-Stein-Gedenkweg eingerichtet, der Stationen ihres Lebens in Echt in Erinnerung ruft. 2008 wurde Edith Stein auf Beschluss der Bayerischen Staatsregierung in die Ruhmeshalle Walhalla in Donaustauf bei Regensburg aufgenommen. Die Kirche St. Martin in Bad Bergzabern ist heute zur Erinnerung an Edith Steins Taufe die Tauferneuerungskirche des Bistums Speyer.

Kanonisation: Teresia Benedicta vom Kreuz Stein wurde beim Deutschlandbesuch von Papst Johannes Paul II. am 1. Mai 1987 im Müngersdorfer Stadion – dem heutigen Rheinenergie-Stadion – in Köln seliggesprochen, am 11. Oktober 1998 erfolgte durch ihn die Heiligsprechung in Rom. Sie ist die erste geborene Jüdin in der Kirchengeschichte, die offiziell heiliggesprochen wurde. Die katholische Kirche will die Heiligsprechung als Zeichen der Versöhnung mit dem Judentum gewertet wissen; Kritiker weisen auf die Vereinnahmung jüdischen Leidens hin und sehen die Heiligsprechung auch als Maßnahme, um vom Versagen der katholischen Kirche unter Papst Pius XI. abzulenken. 1999 wurde sie von Papst Johannes Paul II. zusammen mit Birgitta von Schweden und Katharina von Siena zur Schutzheiligen Europas erklärt.

Gebet zur Heiligen Edith

Ohne Vorbehalt und ohne Sorgen leg ich diesen Tag in deine Hand. Sei mein Heute, sei mein gläubig Morgen, sei mein Gestern, das ich überwand. Frag mich nicht nach meinen Sehnsuchtswegen, bin aus deinem Mosaik ein Stein. Wirst mich an die rechte Stelle legen, deinen Händen bette ich mich ein.

Edith Stein.