Der »Heilige des Monats August« ist der Heilige John Henry Newman. Seinen Gedenktag feiert die Kirche am 11. August.
John Henry Newman, Sohn bewusst christlicher Eltern, sein Vater war ein sehr wohlhabender Bankier, wurde Schüler am Elite-Internat im Londoner Stadtteil Ealing. Nachdem 1816 die Bank seines Vaters wurde infolge der wirtschaftlichen Auswirkungen am Ende der napoleonischen Kriege zahlungsunfähig war, nahmen John Henrys frohe Kinder- und Jugendtage ein jähes Ende: er wurde krank, konnte aber aus wirtschaftlichen Gründen nicht nach Hause. er erlebte auch eine geistig-religiöse Krise, die ihn schließlich unter Anleitung eines evangelikalen Priesters zu einem frommen Anglikanismus bekehrte und dazu führte, dass er 1817 als Student der Theologie ins Trinity College in Oxford eintrat. Schon mit 21 Jahren wurde er Assistent am dortigen Oriel College und 1825 zum Priester der Anglikanischen Kirche ordiniert; er wirkte dann später als Pfarrer der Universitätskirche. Seine Aufgabe sah er darin, die in seinen Augen darniederliegende Staatskirche aus dem Geist des Urchristentums zu erneuern, deshalb studierte er nun die Kirchenväter. Liberalismus und Individualismus, der Glaube als Privatsache begreift, waren seine Hauptfeinde.
Initialzündung für Newmans Reformwerk wurde 1833 eine Predigt seines Freundes John Keble, der Einmischungen des Parlaments in die Kirche kritisierte. Daraus entstand die von Newman maßgeblich geprägte „Oxford-Bewegung“ mit dem Ziel hochkirchlicher Reformen in der Anglikanischen Kirche. Newman bemühte sich, das Selbstverständnis der anglikanischen Kirche als „mittlerer Weg“ zwischen Katholizismus und Protestantismus aus dem Geist der alten Kirche neu zu begründen. 1841 legte er eine neue
Interpretation der für die Anglikanischen Kirche grundlegenden „39 Artikel“ vor, die von der Mehrheit der Bischöfe und großen Teilen der Bevölkerung als „katholisch“ abgelehnt wurde. Verleumdungen und Verunglimpfungen folgten; Newman zog sich zu einem quasi klösterlichen Leben in das nahe Dorf Littlemore zurück. Seine Zweifel, ob seine Kirche noch in Kontinuität mit der altkirchlichen Tradition stehe, wurden durch erneutes Studium der Kirchenväter bekräftigt.
Als 1841 das Britische Parlament mit Zustimmung des Erzbischofs von Canterbury die Errichtung eines mit der preußischen evangelischen Kirche gemeinsam versehenen Bistums in Jerusalem beschloss, waren für Newman die Grundlagen seiner Kirche zerstört. Er gab seine Stelle am College und sein Pfarramt auf, widerrief seine seitherigen anti-katholischen Aussagen und konvertierte schließlich nach langem innerem Kampf 1845 zum Katholizismus; am 9. Oktober wurde er von Dominic Barberi in die katholische Kirche aufgenommen – daher der katholische Gedenktag.
Freunde und Familie zogen sich zurück, die Öffentlichkeit war empört, die „Oxford-Bewegung“ verlor ihren Kopf und löste sich auf. 1846 bis 1847 war Newman zu einem Studienaufenthalt bei der „Kongregation für die Verbreitung des Glaubens“ im Palazzo di Propaganda Fide in Rom, dort wurde er 1847 zum katholischen Priester geweiht und trat ins 1522 von Philipp Neri gegründete Oratorium an der Kirche S. Maria in Vallicella, der „Chiesa Nuova“ ein. In Birmingham gründete er dann das erste englische Oratorium.
Vom Traditionalisten in der Anglikanischen Kirche wandelte sich Newman nun zum Reformer in der römisch-katholischen, der die Kirche aus ihrer Ghetto-Mentalität befreien und in die
Auseinandersetzung mit der Moderne lenken wollte. 1851 wurde er von den katholischen Bischöfen zum Gründungsrektor der katholischen Universität in Dublin berufen. Er setzte sich ein für kritische Bibelexegese und insbesondere für den Dialog mit Naturwissenschaften – auch der Evolutionstheorie von Charles Darwin. Zwischen Glaube und Wissenschaft könne es keinen wirklichen Widerspruch geben; wenn wissenschaftliche Beweise sich gegen Glaubensinhalte stellten, werde sich „herausstellen, dass dieser Punkt entweder nicht bewiesen ist oder gar keinen Widerspruch enthält oder aber nicht dem wirklichen Offenbarungsinhalt, sondern etwas anderem widerspricht, was man mit Offenbarung verwechselt hatte“. Newman wurde unter „Modernismusverdacht“ nun auch von seiner katholischen Kirche kritisch betrachtet, 1858 gab er sein Rektorenamt wegen fehlender Unterstützung durch die Bischöfe auf.
Newman konzentrierte sich nun auf seine Veröffentlichungen und sein Oratorium in Birmingham. 1870 erschien sein religionsphilosophisches Hauptwerk „Grammatik der Zustimmung“, 1875 seine in Briefform verfasste Auseinandersetzung mit dem neuen Dogma des 1. Vatikanischen Konzils über die Unfehlbarkeit des Papstes; Newman verteidigte den Beschluss des Konzils, aber auch der Papst sei an das Gewissen, „dem Statthalter Christi in jedem Menschen“, gebunden. Auf Drängen katholischer Laien ernannte Papst Leo XIII. ihn 1879 zum Kardinal.
Für seinen Grabstein wählte Newman den Spruch: „Ex umbris et imaginibus in veritatem“, „Aus Schatten und Bildern zur Wahrheit“. Die vollständige Ausgabe seiner Briefe und Tagebuchaufzeichnungen in 32 Bänden zeigt, wie stark seine Gedanken und Tätigkeiten sich auf sein geliebtes Oratorium bezogen. In seinem Arbeitszimmer hatte Newman hinter einer kleinen Trennwand einen Altar errichten lassen, das Altarbild zeigt Franz von Sales.
In den 20er-Jahren gab es in Deutschland eine „Newman-Bewegung“ katholischer Gelehrter. Edith Stein übersetzte seine Werke ins Deutsche. Die Aggiornamento-Idee von Papst Johannes XXIII., die im 2. Vatikanischen Konzil Gestalt gewinnen sollte, war maßgeblich von Newman inspiriert. Papst Benedikt XVI. sah in Newman einen Geistesverwandten, der die Gottesfrage mit derselben Dringlichkeit stellte wie er selbst; nachdem er verfügt hatte, dass Seligsprechungen in der regel durch Krdinäle vorgenommen wereden, war es bei Newman das erste Mal, dass er die Zeremonie persönlich vornahm. Eine sehr konservative Gruppe pflegt unter dem Namen „Das Werk“ heute sein Andenken mit dem Internationalen Zentrum der Newman-Freunde in Bregenz, dem Centro Internazionale degli Amici di Newman in Rom und einem Zentrum in Littlemore.
Newman wurde am 19. September 2010 von Papst Benedikt XVI. in Birmingham selig- und am 13. Oktober 2019 durch Papst Franziskus in Rom heiliggesprochen.
(Quelle: heiligenlexikon.de)
Gebet zum hl. John Henry Newman
Gott, du hast dem heiligen Priester Johannes Heinrich die Gnade geschenkt, deinem gütigen Licht zu folgen und in deiner Kirche Frieden zu finden; gewähre uns, dass wir auf seine Fürsprache und durch sein Beispiel aus Schatten und Bildern zur Fülle deiner Wahrheit geführt werden. Darum bitten wir durch Jesus Christus. Amen.
(Tagesgebet zum Gedenktag des Heiligen)