Heiliger des Monats März 2022: »Heiliger Oscar Romero«

Der »Heilige des Monats März« ist der heilige Oscar Arnulfo Romero y Galdámez. Seinen Gedenktag feiert die Kirche am 7. März.

Oscar Arnulfo Romero y Galdámez wurde in einer kleinen Gebirgsstadt als Sohn eines Fernmeldearbeiters am 15. August 1917 geboren und wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Im Alter von 13 Jahren kam er als Internatsschüler in das Seminar in San Miguel, mit 20 Jahren begann er das Theologiestudium am Priesterseminar in San Salvador, das er an der Päpstliche Universität Gregoriana in Rom zum Abschluss brachte; 1942 wurde er zum Priester geweiht. 1943 brach er sein Doktoratsstudium in Rom ab, um als Priester in seiner Heimat zu wirken. Er arbeitete als Pfarrer, dann als Redakteur kirchlicher Zeitschriften und als Generalsekretär der Nationalen Bischofskonferenz. Er war Anhänger der traditionellen kirchlichen Soziallehre, witterte bei den Vertretern einer neuen Pastoral an der Seite der Besitzlosen „Aufruhr und Marxismus“ und setzte sich stattdessen für die klassische Armenfürsorge ein, wie sie „gutkatholische Wohltäter“ betrieben. 1970 wurde er zum Weihbischof, 1974 zum Titularbischof der Diözese Santiago de Maria ernannt, 1977 zum Erzbischof von San Salvador; die reichen „staatstragenden Kreise“ freuten sich. Die Politik in El Salvador war geprägt von Unterdrückung der Arbeiter, der Bauern und Teilen des Klerus durch das Militär und die rechtsgerichteten Herrscherfamilien. Romero galt als Konservativer, der ein gutes Einvernehmen mit der Regierung garantierte. Doch die Brutalität der Militärs und die Not der Landbevölkerung bewirkten eine deutlich kritische Positionierung des neuen Erzbischofs. Schlüsselerlebnisse waren für Romero das im Februar 1977 von Militärs und Sicherheitskräften verübte Massaker an Demonstranten, die sich auf der Plaza Libertad, dem „Platz der Freiheit“, in San Salvador versammelt hatten, um gegen den Betrug bei den Präsidentschaftswahlen zu protestieren, und dann im März 1977 die Ermordung des Jesuitenpaters Rutilio Grande García, der in Aguilares für die Kirche der Armen arbeitete, und zweier seiner Begleiter. Unmittelbar danach nahmen viele Menschen eine spürbare Veränderung bei Oscar Romero wahr. Er selbst sagte später: „Als ich den toten Rutilio ansah, dachte ich: Wenn sie ihn für das umgebracht haben, was er getan hat, dann muss ich denselben Weg gehen wie er …“ Er setzte sich nun eindeutig ein für die Armen, Entrechteten und Ausgebeuteten und für Gerechtigkeit und wurde bald schon zur herausragenden Stimme der lateinamerikanischen Befreiungstheologie. Der Apostolische Nuntius und – mit einer Ausnahme – alle Mitglieder der salvadorianischen Bischofskonferenz stellen sich nun gegen ihn und seinen offenen Protest, denn sie wünschten keine Missklänge im Verhältnis zum Staat und schreckten auch vor Verleumdungskampagnen nicht zurück.

Romeros nun auch politisches Engagement wurzelte in seiner liebevollen Zuwendung zu allen Menschen. Er lebte einige Zeit im Krankenhaus, um dort todgeweihten Krebskranken ganz nahe zu sein. Nicht aus politischen Motiven, sondern aus Mitgefühl appellierte er, sich um die Armen, die Opfer der Unterdrückung ebenso zu kümmern wie um die Kranken. Als fester Bestandteil des Staatsapparates fungierten die rechten „Todesschwadronen“ zur Einschüchterung und Ermordung von Regimegegnern; Romero besuchte die Gemeinden, Gruppen und Familien, die zur Zielscheibe dieses Staatsterrors wurden, und ließ alle Verbrechen der „Sicherheitskräfte“ akribisch dokumentieren. Die Menschen im ganzen Land betrachten Romero als ihr Sprachrohr. Romeros durch den Rundfunksender des Bistums und auch in vielen Ländern Lateinamerikas übertragene Predigten wurden das meisterwartete Ereignis der Woche, es gab in El Salvador kaum ein Haus, dessen Bewohner nicht ihr Radio eingeschaltet hatten, um ihn zu hören. Er traf sich jede Woche mehrere Stunden lang mit einem Team von Priestern und Laien, um über die Situation des Landes nachzudenken, danach brachte er diese Überlegungen in seine Predigten ein und prangerte die Verbrechen des Militärs, der Regierung und der herrschenden Oligarchie an. Als die in Puebla in Mexiko versammelten Bischöfe Lateinamerikas Anfang 1979 ihre „Option für die Armen“ bekräftigen, war Romero einer der Wortführer. Mehrfach musste er nach Rom reisen, um sich zu rechtfertigen. Drei Tage vor seiner Ermordung beschlossen drei Kardinäle des Vatikan, Papst Johannes Paul II. seine Amtsenthebung vorzuschlagen.

1978 und 1979 wurde Oscar Romero für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Zu Beginn des Jahres 1980 war das Scheitern der nach dem Oktober-Putsch von 1979 berufenen „Reform-Junta“ offenkundig: sie machte Reformversprechen, doch die blutige Unterdrückung im Dienst der Oligarchie hielt an, allein im Januar wurden bis zu 500 Todesopfer gezählt. In seiner letzten Sonntagspredigt, am 23. März 1980, wandte Romero sich noch einmal direkt an die Angehörigen der Armee, der Nationalgarde und der Polizei: „Brüder, ihr gehört zu unserem Volk. Ihr tötet eure eigenen Brüder unter den Bauern. Wenn ein Mensch euch befiehlt zu töten, dann muss das Gesetz Gottes mehr gelten, das da lautet: Du sollst nicht töten! Kein Soldat ist verpflichtet, einem Befehl zu gehorchen, der gegen das Gesetz Gottes gerichtet ist. Ein unmoralisches Gesetz verpflichtet niemanden. … Im Namen Gottes und im Namen dieses leidenden Volkes, dessen Wehklagen täglich eindringlicher zum Himmel steigen, flehe ich Sie an, bitte Sie inständig, ersuche ich Sie im Namen Gottes: Machen Sie der Repression ein Ende.“ Am nächsten Tag sagte der Sprecher des Generalstabes des Heeres vor der Presse, der Erzbischof habe mit seinem Aufruf ein Vergehen begangen, das ihn an den Rand des Gesetzes des Militärs bringe. Am Nachmittag des 24. März 1980 wurde er während der Messfeier bei der Darbietung der eucharistischen Gaben am Altar erschossen. Seit der Ermordung von Thomas Becket im 12. Jahrhundert war kein so hoher kirchlicher Würdenträger mehr am Altar ermordet worden.

Über 100.000 Menschen aus dem ganzen Land kamen am Palmsonntag 1980 zu Romeros Bestattung vor der Kathedrale in San Salvador. Vom gegenüber liegenden Nationalpalast kamen Scharfschützen-Angriffe, deshalb musste die Messfeier unter Massenpanik abgebrochen werden; der Tag endet mit mehr als 30 Toten und ungezählten Verletzten. Der Mord an Romero ließ den Bürgerkrieg in El Salvador wieder aufflammen, in dem die USA das Militär mit drei Milliarden Dollar förderte und der in zwölf Jahren mehr als 75.000 Todesopfer, davon 70.000 Zivilisten, kostete. Der Bericht der „Wahrheitskommission“ für El Salvador, die aufgrund der Friedensvereinbarungen zwischen der Regierung und der Befreiungsbewegung 1992 eingerichtet worden war, kam 1993 zum Ergebnis, dass der frühere Geheimdienstchef Roberto D’Aubuisson den Befehl zur Ermordung Romeros gab und dass er den Mitgliedern seines Sicherheitsdienstes, den berüchtigten „Todesschwadronen“, genaue Anweisungen gab, wie der Mord zu organisieren und zu überwachen sei. Außerdem habe der Oberste Gerichtshof die Auslieferung des früheren Kapitäns Alvaro Rafael Saravia, der in die Planung und Ausführung des Mordes verwickelt war, aus den USA verhindert. So wurde nie jemand für den Mord vor Gericht gestellt. Roberto D’Aubuisson gründete später die Partei „Republikanisch-Nationalistische Allianz“, die von 1989 bis 2009 El Salvador regierte. Die zugesagte Agrarreform ist in dieser Zeit nicht zustande gekommen, ebenso wenig wurde ein Täter oder Anstifter vor Gericht gestellt. In diesen Zeiten der Globalisierung der Wirtschaft ging es den Armen noch schlechter als zu Romeros Zeiten. 2009 kam dann erstmals ein linksgerichteter Präsident an die Macht; bei seiner Amtseinsetzung verwies er auf Romero als „Lehrer und Leitfigur“, das Parlament erklärte den 24. März zum jährlichen Gedenktag für Romero. Auch seit 2014 und bis heute (2018) ist ein Vertreter der Linkspartei Präsident.

Romero zählt heute für die Kirche der Armen zu den gefeiertsten Gestalten der Kirche Lateinamerikas und gilt als „Heiliger des Volkes“ und Schutzpatron Amerikas. Im Vatikan und für einige Teile der Kirche in El Salvador ist er noch immer umstritten, weil er der Stärkung linksgerichteter Gruppierungen Vorschub geleistet habe. 1995 ernannte Papst Johannes Paul II. Fernando Saénz Lacalle, den Militärbischof der salvadorianischen Armee, zum neuen Erzbischof von San Salvador. Die der politischen Rechten verbundene Tageszeitung „El Diario de Hoy“, kommentierte die Ernennung: „Papst Johannes Paul II. hat damit der bisherigen pastoralen Arbeit der Erzdiözese ein entschiedenes ‚Basta‘ – ‚Schluss jetzt‘ zugerufen.“ 1996 besuchte der Papst zum zweiten Mal El Salvador, das erhoffte Wort zur Würdigung der christlichen Märtyrer blieb aus. Der Kurienkardinal José Saraiva Martins, der Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, führte 2008 aus, dass für einen positiven Entscheid des Vatikan der „Hass gegen den Glauben“, „odium fidei“, als treibendes Motiv hinter der Ermordung Romeros zu erkennen sein müsste. Monseñor Rafael Urrutias, der im Auftrag der salvadorianischen Bischofskonferenz die Seligsprechung vorantreibt, erläuterte dazu: „Man muss sehen: Monseñor Romero wurde von Katholiken ermordet, von Menschen desselben Glaubens. Das ist ein Problem für Rom, denn Märtyrer werden normalerweise nicht von Katholiken erzeugt, sondern von anderer Seite.“ Die salvadorianische Bischofskonferenz forderte Rom – erfolglos – auf, zum 30. Jahrestag der Ermordung von Romero im Jahr 2010 die Seligsprechung zu verkünden. Nach der Wahl von Papst Franziskus 2013 gab es Stimmen, die eine Ankündigung der Seligsprechung am Gedenktag 24. März erwarteten, die aber nicht erfolgte; Franziskus erlaubte aber die Wiederaufnahme des Verfahrens, das dann 2015 zum erfolgreichen Abschluss kam. Papst Franziskus erklärte in einem Brief zur Feier der Seligsprechung: „Bis zum letzten Augenblick“ habe Romero als Kämpfer für die Rechte der Armen „mit seinem Leben Zeugnis vom Glauben“ gegeben und verglich ihn mit Mose: „So wie Gott einst den Mose erwählte, damit dieser das Volk in seinem Namen führe“, stünden auch heute „Hirten nach seinem Herzen“ auf und setzten sich an die Spitze der Herde.

Am Tag nach Romeros Heiligsprechung sagte der Erzbischof von San Salvador, Jose Luis Escobar Alas anlässlich eines Dankgottesdienstes: „Ich bitte um Vergebung für jenen Teil der Kirche, der Romero schlecht behandelt und diffamiert hat, einschließlich seiner Mitbischöfe.“ Der Seligsprechungsprozess wurde 1997 eingeleitet, bald darauf aber durch den Präfekten der Glaubenskongragation, Kardianl Ratzinger, wieder eingefroren; die genauen Hintergründe dafür sind nicht bekannt. Die Armen in Lateinamerika verehrten Romero gleich nach seiner Ermordung wie einen Heiligen und wünschten sich dringend die Seligsprechung durch den Papst, aber die Oberschicht in El Salvador und manche Kirchenführer in Rom wollten diesen radikalen Gesellschaftskritiker lieber nicht offiziell seligsprechen. Verehrt wird Oscar Romero bislang auch in der Kirche San Bartolomeo auf der Tiberinsel in Rom, die den Märtyrern des 20. Jahrhunderts geweiht ist und wo das Messbuch gezeigt wird, das er bei seiner letzten – tödlichen – Messe benutzte. Der Vatikan hatte 2005 die „Orthodoxie der Theologie“ des Ermordeten bestätigt, eine Kommission des Vatikans überprüfte dann lange die „Orthopraxis“ Romeros. Papst Franziskus setzte sich dann seit seinem Amtsantritt dann für die Kanonisierung ein. Die Seligsprechung von Oscar Romero fand am 24. Mai 2015 unter der Teilnahme von 200 Bischöfen und 300.000 Gläubigen in San Salvador durch Kardinal Angelo Amato im Auftrag von Papst Franziskus statt; Papst Franziskus sprach ihn am 14. Oktober 2018 auf dem Petersplatz in Rom heilig.

(Quelle: https://www.heiligenlexikon.de/BiographienO/Oscar_Romero.html)


Gebet zum heiligen Oscar Romero:

Herr, Vater der Barmherzigkeit, der du durch Jesus Christus und die Fürsprache der Jungfrau Maria, der Königin des Friedens, und das Wirken des Heiligen Geistes dem heiligen Oscar Romero die Gnade geschenkt hast, ein vorbildlicher Hirte im Dienst der Kirche zu sein, der sich besonders für die Armen und Bedürftigen einsetzt.

Gib, Herr, dass auch ich lerne, nach dem Evangelium deines Sohnes zu leben, verherrliche deinen Heiligen Oscar Romero und gewähre mir auf seine Fürsprache die Gunst, um die ich dich bitte. Amen.

Vater unser… Ave Maria…. Ehre sei…

(Quelle: https://slife.org/prayers-of-oscar-romero/)