Der »Selige des Monats August« ist der selige Giuseppe „Pino“ Puglisi. Seinen Gedenktag feiert die Kirche am 21. Oktober. Seine Reliquie befindet sich im Haus der Begegnung und kann in der Kapelle einen Monat lang verehrt werden.
„Jeder von uns verspürt in sich eine Neigung, ein Charisma, einen [inneren] Entwurf, der jeden Menschen einzigartig und unwiederholbar macht. Dieser Ruf, diese Berufung ist das Zeichen des Heiligen Geistes in uns. Nur das Hören auf diese Stimme kann unserem Leben Sinn geben.“ (Sel. Pino Puglisi)
Giuseppe „Pino“ Puglisi, Sohn eines Schusters und einer Zuschneiderin, wurde 15. September 1937 in einem einfachen Haus im Stadtteil Brancaccio, einem Armutsviertel am Stadtrand von Palermo, geboren. Nach der Schule und dem Studium wurde er 1960 zum Priester geweiht und machte sich schnell als Seelsorger besonders für Jugendliche einen Namen. 1970 wurde er Pfarrer in Godrano bei Palermo und gleichzeitig als Rektor der Kirche San Giovanni dei Lebbrosi Ausbilder für Studenten in Palermo; zugleich engagierte er sich in Armengebieten der Stadt. Ab 1990 war er Priester an der Kirche San Gaetano in seinem heimatlichen Stadtteil Brancaccio, einem von der Mafia beherrschten Quartier.
„Pino“ Puglisi kämpfte gegen die Mafia in seiner Kirche San Gaetano mit seinen Predigten und in seinem Stadtteil Brancaccio, indem er sich besonders für junge Leute einsetzte, Volksfeste und Sportveranstaltungen organisierte, für eine weiterführende Schule und eine funktionierende Kanalisation eintrat, ein Sozialzentrum aufbaute und eine Schwesternschaft ansiedelte, die Sozialarbeit leistete. Zwangskollekten, die üblicherweise zu Festtagen erhoben wurden und den Ruf der Mafia stärkten, lehnte er ebenso ab wie die Zusammenarbeit mit dem von Mafios durchsetzten Patronatsfest-Komitee; für die von der Mafia ermordeten Richter Falcone und Borsellino organisierte er Gedenkveranstaltungen. „Dieser Priester zieht die Jungs auf seine Seite“, befürchtete ein Mafiaboss. Nachdem 1992 der italienische Staatsanwalt und „Mafia-Jäger“ Giovanni Falcone brutal von der Mafia getötet worden war, geißelte Papst Johannes Paul II. im Mai 1993 bei seinem Besuch in Agrigento die Mafia als unmenschlich und als Verstoß gegen das Evangelium. Den Verbreitern dieser „Kultur des Todes“ drohte er in einer ungewöhnlich emotionalen Rede mit dem Gericht Gottes. Im September 1993 wurde Italien dann von einer zuvor nie dagewesenen Reihe von Attentaten der Mafia erschüttert, weil sie die Regierung zwingen wollte, die verschärften Haftbedingungen gegen Verurteilte der Mafia zu lockern – was im November dann auch geschah. Eines der Attentatsopfer war Pino Puglisi, der an seinem Geburtstag vor der Tür seines Wohnhauses durch einen Killer im Auftrag von zwei Mafiabossen überfallen wurde. „Darauf habe ich gewartet“, sagte er, lächelte und wurde mit einer Pistole hingerichtet. Pino Puglisi wurde auch als Antwort auf die kurz zuvor ausgesprochene Verurteilung der Mafia durch Papst Johannes Paul II. ermordet. Der wandte sich im Mai 1993 bei seiner Messe im Tal der Tempel nahe der Mafiahochburg Agrigent als erster Papst unmissverständlich gegen das Organisierte Verbrechen; abweichend von seinem Redemanuskript rief er sichtbar erzürnt: „Gott hat gesagt: Du sollst nicht töten. Kein Mensch, keine Menschenvereinigung, keine Mafia kann dieses hochheilige Gesetz Gottes ändern und mit Füßen treten … Im Namen Christi wende ich mich an die Verantwortlichen: Kehrt um! Eines Tages wird Euch das Jüngste Gericht Gottes einholen!“ Pino Puglisi war der erste von der Mafia ermordete Priester. Obwohl der Mord am hellichten Tag an einer belebten Piazza stattfand, fanden sich keine Zeugen. Dennoch wurden die Auftraggeber des Mordes, die örtlichen Mafiabosse Giuseppe und Filipo Graviano, später zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach dem Vorbild Puglisis entstanden mehrere Einrichtungen der Jugendhilfe und der Sozialarbeit, die nach ihm benannt sind. 2005 wurde sein Leben und Sterben verfilmt. Pino Puglisis Sarg steht heute in einer ihm geweihten Kapelle in der Kathedrale von Palermo. In Godrano ist die Straße an der Kirche nach ihm benannt, in der Kirche erinnert ein über lebensgroßes Portrait an ihn. Am 25. Jahrestag der Ermordung von Pino Puglisi besuchte Papst Franziskus Palermo; dabei wandte er sich auch direkt an die Mafiosi: „Ändert euch! Hört auf, an euch selber zu denken und an euer Geld! Bekehrt euch zum wahren Gott Jesu Christi! Ansonsten geht euer eigenes Leben verloren, und das ist die schlimmste aller Niederlagen!“
Pino Puglisi wurde am 23. Mai 2013 im Auftrag von Papst Franziskus in in der Kathedrale in Palermo seliggesprochen.
(Quelle: heiligenlexikon.de)
Gebet zum seligen Pino Puglisi:
Seliger Märtyrer Josef Pino Puglisi, du warst von Gottes Gnaden unermüdlicher Arbeiter in seinem Weinberg, kühner Zeuge des Evangeliums, Bruder und Freund der Jugend, Verteidiger der Armen und Unterdrückten.
Wir bitten dich, sei ein mächtiger Fürsprecher für die Kirche, damit der Herr in ihr großzügige Diener des Evangeliums erweckt, Männer und Frauen, die fähig sind, sich für wahre Freiheit, Frieden und das Wohl aller einzusetzen.
Lass auch uns auch deinen furchtlosen Mut haben, das Böse und jeden Kompromiss mit den dunklen Mächten und Verbrechern unter den Menschen abzulehnen, Christus treu zu bleiben und so in die Freude seines Reiches einzutreten. Amen.
(Aus dem Italienischen übersetztes Gebet von Paolo Tescione)