Franziskus Giovanni war der Sohn eines wohlhabenden Tuchkaufmannes Pietro Bernardone und seiner französischen Ehefrau Giovanna Pica; das Elternhaus kann bis heute besichtigt werden. Als Jüngling bekam er den Rufnamen Francesco wegen seiner von der Mutter geerbten Vorliebe für die französische Sprache und ritterlich-höfisches Leben. Er führte ein fröhliches und sorgloses Leben und schloss sich dem in Italien erobernden Walter von Brienne – dem heutigen Brienne-le-Château – bei Troyes in Frankreich als Ritter an. Nach einer Schlacht zwischen Assisi und Perugia bei Collestrada wurde Franziskus 1202 über ein Jahr in Perugia festgehalten und litt während seiner Gefangenschaft an einer schweren Krankheit, die ihn zu seiner Bekehrung führte. 1203 wurde er aus der Gefangenschaft befreit.
1205 beteiligte Franziskus sich im Dienst von Papst Innozenz III. an einem Feldzug nach Apulien, empfing aber unterwegs in der Kirche San Sabino in Spoleto im Traum eine Vision, die ihn vom Soldatenleben Abschied nehmen und nach Assisi zurückkehren ließ. Hier pflegte er einen Leprakranken, der ihm begegnet war. Schon in jener Zeit galt er als Sonderling und hatte unter Spott zu leiden; er aber ging geduldig durch die Menschenmenge, mit fröhlichem Antlitz und gütigem Gesichtsausdruck, frei von Feigheit, ohne jede Überheblichkeit 1. Sein Vater machte sich Gedanken, was den Sohn wohl zu solcher Gelassenheit trotz aller Kränkungen und zu solcher Weltverachtung motivierte.
Im kalten Winter 1206/1207 hielt Franziskus sich in Gubbio auf bei der Familie Spadalonga in deren Haus an der Stelle der heutigen Kirche San Francesco, wo er Aufnahme gefunden hatte, nachdem ihn sein Vater in Assisi aus dem Haus gejagt hatte. Von dieser Familie bekam Franziskus auch den einfachen Wollumhang, der später zur Kutte der Franziskaner wurde. Die Überlieferung berichtet eine für Franziskus typische Geschichte aus dieser Zeit:
Ein reißender Wolf versetzte die Umgebung der Stadt Gubbio in Angst und Schrecken. Franziskus wollte ihm in seinem Unterschlupf entgegentreten – an der Stelle einer im 13. Jahrhundert errichteten Einsiedelei – der heutigen Kirche Santa Maria della Vittorina. Aber die Bürger warnten ihn: Hüte dich, Bruder Franz! Geh nicht vors Stadttor! Der Wolf hat schon viele gefressen, er wird auch dich jämmerlich töten! Franziskus ging dennoch ohne jeden Schutz zum Wolf in den Wald, nannte ihn seinen Bruder und versprach ihm, für die tägliche Nahrung zu sorgen. So zähmte er ihn; der Wolf lebte noch zwei Jahre in einer Höhle, nun inmitten der Stadt; von Tür zu Tür ließ er sich in Gubbio versorgen, ohne jemandem Leid anzutun. Nie bellte ein Hund gegen ihn, die Leute fütterten ihn freundlich, bis er schließlich an Altersschwäche starb; die Leute begruben ihn ehrenvoll. An der überlieferten Stelle dieser Höhle in der Stadt wurde 1584 die Kirche San Francesco della Pace errichtet. Für Franziskus ist die ganze Schöpfung Gottes gute Gabe, das unterscheidet Franziskus vom dualistischen
Alte Freunde neckten ihn, seine Braut heiße nun Armut; viele betrachteten Franziskus als Sonderling, dennoch faszinierte Franziskus‘ tiefer Ernst, seine glühende Liebe zu Gott und zur Schöpfung, seine Zuneigung zu den Menschen immer mehr. Aus der zunächst feindseligen Haltung der Leute wurde bald schon Respekt, schließlich Schwärmerei und fast so etwas wie Liebe. Mit dem ökonomischen Aufschwung seit der Jahrtausendwende verbanden sich Errungenschaften wie die Dreifelderwirtschaft und neue Pflüge, was höhere Erträge brachte mit der Folge einer Verdoppelung der Bevölkerungszahl, aber auch einer Konzentration des Besitzes und Verarmung großer Teile der Landbevölkerung, die nun in die Städte drängte. So fiel Franziskus alternativer Lebensstil auf fruchtbaren Boden der verunsicherten Menschen. Die Berufung zur Armut, zu hilfreicher Tat und Predigt legte er dann auch seiner Regel mit der Gründung des Ordens der Minderbrüder, Minoriten 1209/10 zugrunde: er versammelte zwölf Apostel um sich, darunter Bernhard von Quintavalle, Ägidius von Assisi, Leo von Assisi, Rufinus Scipione, Sabbatinus, Simon von Assisi und Wilhelm „Anglicus”. Sie wurden die ersten Brüder des späteren Ersten Ordens der Franziskaner, wählten Franziskus zu ihrem Oberhaupt und lebten mit ihm in den Hütten des heutigen Sanktuariums Rivotorto; Franziskus hielt sich hier von 1208 bis 1211 auf.
Franziskus verzauberte die Menschen. Wenn er in die Stadt kam – so wird berichtet -, ließen die Leute die Glocken läuten, die Geistlichen freuten sich, die Männer frohlockten, die Frauen freuten sich mit, die Kinder klatschten in die Hände und zogen Franziskus mit Blätterwedeln entgegen, so wie damals die Menschen in Jerusalem Jesus entgegenzogen; er wurde wie aus einer anderen Welt kommend angesehen und verehrt.
1210 unternahm Franziskus zusammen mit einigen Brüdern eine Wallfahrt zu den sieben Pilgerkirchen in Rom und um von Papst Innozenz III. die Erlaubnis zum Leben in Armut und zur Laienpredigt zu erhalten; die ersten, einfachen, später verloren gegangenen Ordensregeln wurden vom Papst mündlich gebilligt, nachdem er die Vision eines zu seinen Füßen aufwachsenden Palmbaums hatte, in der ein armer unbekannter Mönch die berstenden Mauern der Kirche des Sitzes der Päpste, S. Giovanni in Laterano in Rom, stützt; der Papst gibt aber zu bedenken, dass die Armutsregel allzu rigide sei 4. Im selben Jahr predigte Franziskus in der Kathedrale San Rufino in Assisi, trat halb nackt vor die Zuhörer und verlangte von allen Bußen, um die in Gewalttaten ausgearteten Kämpfe zwischen Adel und Volk zu beenden.
Nachdem Franziskus erste Ordensregel, die v. a. aus Bibelzitaten bestand und nicht erhalten ist – vom Papst vorläufig gebilligt war, bekam er 1211 von den Benediktinern die damals kleine Kirche Santa Maria degli Angeli unterhalb von Assisi zur Verfügung gestellt; Franziskus nannte sie Portiuncula, kleines Fleckchen, und baute daneben zunächst bescheidene Hütten für die wachsende Zahl seiner Gefährten, woraus später ein Haus und das Stammkloster der Franziskaner wurde. Im selben Jahr verbrachte er nach dem Zeugnis von Thomas von Celano die Passionszeit auf der Insel Maggiore im Trasimenischen See – sie gehört zur Gemeinde Tuoro sul Trasimeno bei Perugia. 5 Zudem eröffnete er 2011 das erste weitere Kloster, die Einsiedelei Le Celle bei Cortona. 1212 nahm Franziskus Klara von Assisi, eine junge Nonne adliger Abstammung, in seine Gemeinschaft auf. Durch ihre Bekehrung wurde die Schwesterngemeinschaft der Klarissinen gegründet, der spätere Zweite Orden der Franziskaner.
Gegen Ende des Jahres 1212 machte sich Franziskus auf den Weg ins Heilige Land, erlitt jedoch Schiffbruch und sah sich zur Rückreise gezwungen Eine Begegnung mit Dominikus und ein Traum, der beide bestätigt, wird von Dominikus erzählt. Als Wanderprediger kam Franz 1212 nach Dalmatien; 1213 wollte er nach Südfrankreich reisen, was der vom Papst eingesetzte Protektor des Ordens, Kardinal Hugolin, ihm verwehrte, wohl wegen der Befürchtung, Franziskus könnte sich mit den Kathargern verbünden. 1215 kam Franziskus nach Spanien und als Wallfahrer nach Santiago de Compostela; dort gründete er unweit der Kathedrale das Kloster der Franziskaner. Der Überlieferung zufolge gründete er 1217 auch das Franziskanerkloster in Madrid. Er wurde als poverello weithin bekannt und innig verehrt; durch seine süße Rede beeindruckte er die Menschen und wurde Troubadour Gottes genannt. In San Gemini erlöste er nach dem Zeugnis von Thomas von Celano eine Frau vom Teufel. 6
Durch Franziskus Predigt und seinen vorbildlichen Wandel entstanden schon zu seinen Lebzeiten zahlreiche Klöster auch jenseits der Alpen; sie erlangten in den wachsenden Städten neben denen der Dominikaner entscheidende Bedeutung für Armenpflege, Seelsorge und Predigt. Immer wieder betonen die Zeugnisse Franziskus‘ sanftmütige Demut allen Menschen und auch der armen Kreatur gegenüber – alle waren ihm Schwester und Bruder, auch Sonne, Mond und Tod, wie es sein Sonnengesang ausdrückt und wie es die verschiedenen Legenden von der Vogelpredigt zeigen. 1217 wurden die ersten Ordensprovinzen gebildet, als deren Vorsteher nun Provinzialminister eingesetzt wurden – eine Hierarchisierung setzte ein, wenn auch zunächst noch ohne Verpflichtung der Brüder auf Gehorsam; aber der Prozess der Klerikalisierung schritt damit voran, die die Volksfrömmigkeit repräsentierenden Laien verloren an Bedeutung, sie durften ohne Genehmigung nicht mehr predigen; das galt streng genommen auch für den Laien Franziskus, dem man deshalb den Status eines Diakons verlieh; absurderweise war der Generalminister, Bruder Elias, der dies konsequent förderte, selbst auch nur Laie. Auch an den jeweils an Pfingsten stattfindenden Generalkapiteln durften jetzt nur noch Funktionsträger teilnehmen und nicht mehr die einfachen Brüder. Um 1219 gründete Franziskus bei der Durchreise nach seiner Rückkehr aus dem Heiligen Land das Kloster in Oria. 1220 wurde die Einrichtung des Noviziats geschaffen, 1221 waren Ordensleute in ganz Europa, in Nordafrika und im Heiligen Land aktiv.
Auf den Umbruch von einer rein bäuerlich strukturierten Gesellschaft zur Geldwirtschaft gab das geregelte Leben der Benediktiner zunächst keine Antwort; Franziskus wollte in dieser Zeit eine Gemeinschaft bilden, die nach dem Vorbild Jesu lebt. Gegen die Gewalt von Machthabern stellte er Jesu Gewaltverzicht, gegen die Geldwirtschaft das Prinzip der Armut; das Heil des Menschen war ihm wichtiger als das Vermögen. Franziskanischer Geist ist der Protest und ein Modell gegen die bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft. Franziskus lebte – beeinflusst durch die Gedanken des Joachim von Fiore – im Horizont des ewigen Heils, die vorläufige Pilgerschaft in der Welt wird geprägt von den Notwendigkeiten der Gegenwart.
Bei weiteren Reisen im Rahmen des 5. Kreuzzuges gelang es Franziskus zwar 1219, in Ägypten zu predigen, jedoch nicht, den Sultan el Malik al-Kamil bei einer Begegnung im September in Damiette – dem heutigen Dumyat – in Ägypten zu bekehren. Franziskus bot den muslimischen Priestern die Feuerprobe an: er sei bereit, durch ein Feuer zu schreiten um zu beweisen, welcher Glaube der richtige sei. Der Sultan jedoch lehnte dies ab. Von dort aus zog Franziskus weiter ins Heilige Land, wo er bis 1220 blieb. Er erkrankte an Malaria und einer Augenkrankheit, kehrte in die Heimat zurück und landete wohl auf der Insel Torcello in Venedig und begab sich dann – der wohl unhistorischen Überlieferung zufolge – auf die dortige einsame, später nach ihm San Francesco del Deserto genannte Insel. Dann gründete er demzufolge auch das Klarissenkloster Santa Maria dell’Arcella im damaligen Vorort bei – heute Stadtteil von – Padua, in dem später Antonius von Padua starb. 1221 weilte er in Bassano del Grappa und gründete an der 1208 als Stützpunkt im Kampf gegen die Katharer erbauten Kirche San Donato das Franziskanerkloster. Zurück in Santa Maria degli Angeli bei Assisi fand Franziskus die Ordensbrüder in Uneinigkeit vor und trat 1221 von der Leitung des Ordens zurück.
1221 gründete Franziskus, inspiriert durch Jacoba da Settesoli, den Orden der Brüder und Schwestern der Buße, den Dritten Orden der Franziskaner, den Orden der Tertiare für Menschen, die in der Welt nach Ordensregeln leben wollen. Eigentlich wollte Franziskus für sich und seine Brüder keine Ordensregeln, ihm genügte die Botschaft Jesu: Willst Du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib es Armen (Matthäusevangelium 19, 21), aber das Leben in der Gemeinschaft brauchte doch eine Ordnung. So entstand 1221 auf Drängen des Papstes auch die Regula non bullata, die nicht bestätigte Regel der Franziskaner.
1222 gründete Franziskus den Konvent Folloni nahe Montella bei Avellino und das Kloster – an der Stelle des heutigen Tempel des Franziskus in Gaeta; im selbern Jahr zog er sich dann zurück in die Einsamkeit des kleinen Klosters La Verna. 1223 ging er für einige Zeit an eine einsame Stelle nahe Civitella, wo er der Überlieferung zufolge drei Räuber bekehrte; dort errichteten die Franziskaner zum Gedenken 1683 das Kloster Sacro Ritiro San Francesco.
Im selben Jahr zog Franziskus sich in eine Höhle – unterhalb des heutigen Sanktuariums Fonte Colombo bei Rieti – zurück, um nach vierzehntägigem Fasten und einer Erscheinung von Christus seinem treuen Gefährten Leo von Assisi die Ordensregel zu diktieren. 1223 wurde diese endgültige Regel, die Regula bullata des Franziskanerordens, von Papst Honorius III. bestätigt.
Zwar sah Franziskus die Gefahr von Institutionaliserung und Klerikalisierung, aber er wollte dennoch den Füßen der römischen Kirche unterworfen sein, um Häresie und Vagantentum zu vermeiden; dies unterschied seine Bewegung von der der Waldenser. Zudem versuchte Franziskus hier mit der Kraft von Bruder Feuer sein Augenleiden zu mindern. Am Ende dieses Jahres feierte Franziskus im Wald nahe Greccio in einem echten Stall in einer Felsgrotte mit Ochs und Esel und einer strohgefüllten Krippe die Geburt Christi, um so der Bevölkerung die Geburtsgeschichte Jesu näher zu bringen. Dabei fehlten allerdings Darsteller von Maria, Joseph und dem Jesuskind; deshalb kann er nicht wirklich als der Urheber der Weihnachtskrippen von heute gelten.
Auf seine Bitte, am Leiden Jesu Anteil haben zu dürfen, wurde er am Michaelistag – nach anderer Überlieferung am Tag der Kreuzfindung – des Jahres 1224 nach 40 Tage langem Fasten auf dem Berg La Verna – an der Stelle des Geschehens wurde eine Kapelle errichtet – stigmatisiert: der Gekreuzigte in Gestalt eines Seraphs, von sechs Seraphenflügeln überhöht und bedeckt, oder von einem solchen getragen, neigte sich ihm; seitdem trug Franziskus, vom Leidenserlebnis Christi durchdrungen, die Wundmale an Händen, Füßen und an der Seite.
Franziskus verheimlichte diese Wundmale allen außer seinem engsten Vertrauten Leo, so dass sie erst bei seinem Tod bekannt wurden; dies war die erste bezeugte Stigmatisierung der Kirchengeschichte. Nun lebte er in der von ihm als erste Niederlassung außerhalb von Assisi gegründeten Einsiedelei Le Celle bei Cortona.
Die Entbehrungen und die Erschöpfung beeinträchtigten zunehmend seine Gesundheit, schließlich drohte Franziskus auch zu erblinden. Zur Behandlung kam er nach Siena ins damalige Krankenhaus Santa Maria della Scala, aber er lehnte weitere medizinische Hilfe ab, diktierte Benedikt von Piratro sein Testament und ließ sich unter großem Geleit in sein Ursprungskloster Portiuncula unterhalb von Assisi zurücktragen. Dort starb er auf bloßem Boden liegend, nackt, um auch im Sterben Jesus ähnlich zu sein, laut singend, umgeben von seinen Ordensgenossen, mit denen er gemeinsam und in froher Erwartung von Bruder Tod die Eucharistie gefeiert hatte. Als sein Gesang verstummte, zwitscherten die Lerchen, heftig und plötzlich in die folgende Stille hinein.
Seine Brüder bestatten Franziskus auf seinen Wunsch hin vor der Stadt Assisi an der Stelle, die damals Höllenhügel genannt wurde, weil dort die Verbrecher, Prostituierten und Diebe in einem Massengrab verscharrt wurden. Mit ihnen, den Allerletzten, wollte er begraben sein. Über seinem Grab wurde unmittelbar vor der Heiligsprechung von Franziskus mit der Grundsteinlegung durch den Papst 1228 mit dem Bau der Doppelkirche San Francesco begonnen – sie besteht aus zwei übereinander gebauten Kirchen; 1230 wurden die Gebeine hierher übertragen. 1253 wurde der Bau fertig gestellt; heute heißt der Hügel Colle del Paradiso, Paradieshügel. Aus Furcht vor Reliquienräubern blieb die genaue Lage der Grabstätte zunächst unbekannt, sie wurde erst 1818 wieder gefunden; nun wurde das Grabmal geschaffen.
Zahlreiche Heilungen und Wunder folgten dem Pater seraphicus auch nach seinem Tod. Franziskus‘ Verehrung breitete sich durch die Fülle und Innigkeit der unmittelbar nach seinem Tod aufgezeichneten Legenden rasch aus. Sie sind erhalten in seinem Testament und in den 1228 verfassten Legenden der drei Gefährten, die 1318 mit den Tagebuchnotizen des Bruders Leo, des engsten Vertrauten, ständigen Begleiters und Beichtvaters von Franziskus, als Speculum perfectionis, Spiegel der Vollkommenheit, zusammengefasst wurden. Der Vita des Franziskanerbruders Thomas von Celano von 1228/29, verfasst im Auftrag von Papst Gregor IX., folgte 1246/1247 seine zweite Lebensbeschreibung, geschrieben im Auftrag der Ordensleitung, und 1250 bis 1252 seine Abhandlung über die Wunder des heiligen Franziskus. Der spätere Ordensgeneral Johannes Bonaventura schrieb 1260 die Legenda maior, die für Jahrhunderte zur offiziellen Biografie wurde; alle anderen sollten auf Bonaventuras Anweisung vernichtet werden. Auf dieser Grundlage beruhen auch die 60 Taten und Wundererzählungen in der Legenda Aurea.
Bis heute unternehmen hunderttausende Menschen eine Wallfahrt nach Assisi, es ist nach Rom und Padua mit Antonius der meistbesuchte Wallfahrtsort Italiens. Reliquien werden auch in der Kirche San Francesco a Ripa in Rom verehrt: ein Stück seines mit Blut getränktem Verbandes, ein Stück seines Hemdes aus Ziegenhaar und der große schwarze Stein, auf dem beim Schlafen immer sein Kopf ruhte. Weitere Reliquien liegen in Arezzo, Florenz, Cortona und Kriens in der Schweiz.
Franziskus verhinderte mit seinem Wirken die Entfremdung der Armusbewegung seiner Zeit von der Kirche und erschloss der Kirche neue Formen des Glaubenslebens mit hohem Erlebniswert, großer Herzlichkeit und persönlicher Verbindlichkeit. So wurde er im Unterschied zur erstarrten Kirche zum glaubwürdigen Zeugen der Nachfolge Christi. Viele Bereiche des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens empfingen und empfangen bis heute wichtige Anregungen von dem Dichter, Friedensstifter, Ökologen und Urbild eines neuen Menschen.
Neben den ersten Hütten und der ersten Gebetsstätte, wo Franziskus mit seinen ersten Brüdern lebte, im heutigen Rivotorto, wurde 1455 eine Kapelle, dann über den Hütten in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine große Kirche erbaut.
An Franziskus‘ Gedenktag wird auch der Welttierschutztag begangen. Dieser geht auf eine Initiative des Schriftstellers und und Tierschützers Heinrich Zimmermann aus dem Jahr 1924 zurück. Die erste Veranstaltung fand daraufhin am 4. Oktober 1925 im Sportpalast in Berlin statt. Beim 3. Internationalen Tierschutzkongress in Wien 1929, an dem Vertreter von 152 Tierschutzvereinen aus 32 Ländern teilnahmen, wurde die Einführung eines Tierschutztages gefordert, der dann 1931 beim Internationalen Tierschutzkongress in Florenz proklamiert wurde. Inzwischen ist er auch ein UNO-Welttag, in Deutschland wurde er 1950 eingeführt.
Auch unter den Hindus ist Franziskus der bekannteste christliche Heilige. Einige elementare Lebensinformationen genügen, um Franziskus besonders zu schätzen und ihn in die spirituellen Vorstellungen der hinduistischen, buddhistischen und jainistischen Wandermönche zu integrieren, da zahlreiche Übereinstimmungen und Berührungspunkte zu den Lebensgeschichten indischer Heiliger bestehen.
Die Heiligsprechung erfolgte schon am 16. Juli 1228 durch Papst Gregor IX. 1916 wurde Franziskus zum Patron der Katholischen Aktion ernannt, 1939 zum Patron Italiens, 1980 erklärte ihn Papst Johannes Paul II. zum Schutzpatron der Ökologen.
Die Attribute des Heiligen zeigen ihn mit den Wundmalen Jesu, Kruzifix, Weltkugel, Totenkopf, mit Tieren wie Wolf, Lamm, Fischen und v. a. Vögeln
Er ist der Patron von Italien und Assisi; der Armen, Lahmen, Blinden, Strafgefangenen, Schiffbrüchigen und Umweltschützer; der Weber, Tuchhändler, Schneider, Kaufleute, Flachshändler, Tapetenhändler, Sozialarbeiter; der Katholischen Aktion, der Sozialarbeit, des Umweltschutzes und der Wölflinge – der Kinderstufe der christlichen Pfadfinder; gegen Kopfweh und Pest
Gebet zum Heiligen Franziskus von Assisi
Herr, mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens, dass ich liebe, wo man hasst dass ich verzeihe, wo man beleidigt dass ich verbinde, wo Streit ist dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass mich trachten nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe. Denn wer sich hingibt, der empfängt wer sich selbst vergisst, der findet wer verzeiht, dem wird verziehen und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.