Johanna Maria Rendu empfing in den Wirren der Französischen Revolution ihre Erstkommunion im Keller ihres Elternhauses, der als Kapelle diente und wo Priester Zuflucht fanden, die wegen ihrer Verweigerung des Eides auf die Zivilkonstitution verfolgt wurden. Sie wurde dann bei den Ursulinen im nahen Gex ausgebildet, wo sie auch Kranke im Spital besuchte. 1802 trat sie den Barmherzigen Schwestern (Vinzentinerinnen) bei mit dem Ordensnamen Rosalia. Trotz ihres schwachen Körpers und ihrer zarten Nerven widmete sie in unüberwindlicher Geduld und Entsagung ihr Leben den Aufgaben im Orden. Ab 1807 wirkte sie in Paris in der damaligen Ordensniederlassung in der Rue de l’Épée-de-Bois unweit der Kirche St-Médard und versorgte Kranke, Alte, Obdachlose, bedürftige Mädchen und kleine Kinder, deren Mütter nicht im Stande waren, sie zu ernähren. 1815 wurde sie Oberin der Gemeinschaft, ab 1826 war sie zusammen mit Friedrich Ozanam eine der Mitbegründerinnen der Pariser Vinzenz von Paul-Vereine für Armen- und Krankenpflege und sammelte Almosen für die verschämten Hausarmen.
Rosalia Rendus Wahlspruch:
Wir müssen das Herz eines Engels Gott gegenüber, das Herz einer Mutter dem Nächsten gegenüber, das Herz eines Richters uns selbst gegenüber haben.
Rosalia Rendus Rat an eine junge Schwester:
Wenn du willst, dass dich jemand liebt, dann liebe zuerst; und wenn du nichts zu geben hast, gib dich selbst.
In den Choleraepidemien von 1832 und 1849 pflegte Rosalia Rendus aufopferungsvoll die Kranken. In den Unruhen vom Juli 1830 und vom Februar 1848 – bei welchen Denys Affre, der Erzbischof von Paris, getötet wurde, vermittelte Rosalia zwischen den Kämpfenden und kletterte auf die Barrikaden, um Verwundeten beider Seiten zu helfen. 1852 ernannte Kaiser Napoleon III. sie zur Ritterin der französischen Ehrenlegion. In der letzten Zeit ihres Lebens erblindete sie; eine Operation brachte 1855 nur kurz Linderung.
Rosalia Rendu wurde auf dem Friedhof Mont-Parnasse in Paris bestattet. Die Zeitung Le Constitutionnel der antiklerikalen Linken schrieb: Die unglücklichen Menschen im 13. Arrondissement von Paris haben gerade einen sehr bedauerlichen Verlust erlitten: Schwester Rosalie … Diese angesehene Nonne war viele Jahre lang die Fürsorge für die zahlreichen bedürftigen Klassen in diesem Bezirk. 2019 wurden Reliquien in die Rosalia von Palermo geweihte Kirche St-Rosalie in Paris übertragen.
Kanonisation: Rosalia Rendu wurde am 9. November 2003 durch Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
Gebet zur Seligen
Johanna Maria Rendu
Gott, unser Vater, du hast uns mit dem Brot des Lebens gestärkt. Gib, dass wir dich nach dem Vorbild der seligen Rosalie Rendu durch Treue in deinem Dienst verherrlichen und dass wir uns in steter Liebe für das Wohl unserer Brüder und Schwestern einsetzen. Durch Christus unseren Herrn.