Bernhard Lichtenberg, ältester Sohn einer katholischen Kaufmannsfamilie, studierte an der Theologischen Fakultät in Innsbruck und in Breslau / Wrocław Theologie und wurde 1899 zum Priester geweiht. 1900 wurde er Pfarrer an der Kirche St. Mauritius in Berlin-Lichtenberg, ab 1913 an der Herz-Jesu-Kirche in Berlin-Charlottenburg.
Ab 1920 oder 1921 war Lichtenberg Abgeordneter der Zentrumspartei in der Stadtverordneten-Versammlung, wo er er sich mit Joseph Goebbels manches Rededuell geliefert haben soll. 1926 wurde er zum Päpstlichen Geheimkämmerer ernannt, 1932 zum Dompfarrer an der St.-Hedwigs-Kathedrale in Berlin. Als Mitglied des Vorstands des Friedensbundes Deutscher Katholiken predigte er nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten öffentlich gegen den Faschismus; schon 1933 durchsuchte die Geheime Staatspolizei seine Wohnung. 1935 überreichte er der Kanzlei des preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göring eine Beschwerde zu der Häufung von ungeklärten Todesfällen im von der SS geführten Konzentrationslager Esterwegen.
1938 wurde Lichtenberg Dompropst für Berlin. Nach der Reichspogromnacht 1938 betete er jeden Abend öffentlich in der Berliner St.-Hedwigs-Kathedrale für die verfolgten Juden. Im Auftrag des Berliner Bischofs übernahm er die Leitung des Hilfswerks beim Bischöflichen Ordinariat, das nichtarischen Christen unterstützte und Juden beim Auswandern oder Untertauchen half. 1941 protestierte er beim Reichsärzteführer gegen die Maßnahmen zur Vernichtung unwerten Lebens, dem Euthanasie-Programm; daraufhin wurde er verhaftet, dann wegen Vergehens gegen das Heimtückegesetz sowie Kanzelmissbrauch zu zwei Jahren Haft verurteilt.
Der schon länger herz- und nierenkranke Lichtenberg verbüßte seine Haft im Gefängnis in Berlin-Tegel; unmittelbar nach seiner Entlassung wurde der inzwischen todkranke wieder verhaftet; er sollte ins Konzentrationslager Dachau überführt werden. Auf dem Weg musste er in Hof ins damalige Krankenhaus gebracht werden, wo er völlig entkräftet starb.
Lichtenberg wurde auf dem St.-Hedwig-Friedhof I in Berlin bestattet. Mit der Einleitung des Seligsprechungsprozesses 1965 wurden seine Gebeine in die Krypta der Berliner St.-Hedwigs-Kathedrale übertragen. 2004 nahm die israelische Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem Lichtenberg unter die Gerechten unter den Völkern auf. Das Erzbistum Berlin strebt auch seine Heiligsprechung an. Im Zuge der Renovierung der St.-Hedwigs-Kathedrale soll daneben ein nach Lichtenberg benanntes Gemeindehaus entstehen.
Kanonisation: Bernhard Lichtenberg wurde am 23. Juni 1996 beim Besuch von Papst Johannes Paul II. in Berlin im Olympiastadion seliggesprochen.
Gebet zum Seligen Bernard Lichtenberg
Allmächtiger Gott und Vater, der selige Bernhard Lichtenberg hat als Priester in Berlin Zeugnis gegeben für die Botschaft deines Sohnes. Unermüdlich sorgte er für die ihm anvertrauten Gläubigen und spendete die Sakramente. Er war ein Bruder der Armen, der Geplagten und Verfolgten, der Gequälten und Ausgestoßenen. Öffentlich hat er für die Gefangenen in den Konzentrationslagern gebetet und für die Behinderten. Wir danken dir, dass Bernhard Lichtenberg unter uns dein Priester sein durfte. Stelle ihn vor die ganze Kirche als Zeugen für dein Evangelium.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Amen.